Concert à Gammertingen, Allemagne.
Bläserquintett veranstaltet ein Gipfeltreffen
Wie hätte der Frühling eine prickelndere musikalische Begrüßung erfahren können, als mit dem „Quintette Melini“, das im vollbesetzten Ratssaal Frohklänge auszubreiten wusste. Überhaupt eine gute Idee: Ausgerechnet ein Bläserquintett kommt zum 44. Geburtstag der Gammertinger Schlosskonzerte, die sich in der Vergangenheit vornehmlich den Streicherensembles und der Klaviermusik widmeten.
(GAMMERTINGEN/rl) Aber wenn das „Quintette Melini“, eines der jüngeren international besetzten Bläserquintette, den Weg nach Gammertingen findet, dann wird das allemal zu einem besonderen Festtag. Die exzellenten fünf Bläser - der Flötist Christophe Rody (Fribourg, CH), der Klarinettist Giancarlo Gerosa (Direktor Fribourg), der Oboist Jean-Jacques Goumaz (Mannheim), der Fagottist Reinhard Philipp (Mannheim) und der Hornist Matteo Ravarelli (Bern/Fribourg) - präsentierten ihre Kunst gleich zu Beginn im D-Dur-Bläserquintett op. 79 von August Klughardt.
Da herrscht kultivierte Gestaltung und eine Präzision, eine Intonationssicherheit und ein kammermusikalisches Miteinander, das sich ins Ohr zu schmeicheln vermag. Auch wenn der in Dresden, Weimar und noch in Erlangen wirkende Dirigent und Komponist Klughardt heute fast vergessen ist, so hat sich doch sein Quintett bis heute im Konzertsaal halten können. In seiner Kammermusik orientierte er sich an klassischen und romantischen Vorbildern (z.B. an Schumann), die Ende des 19. Jahrhunderts hoch angesehen waren. Sein Quintett bietet eine gefällige Melodik, ist abwechslungsreich in seiner hochromantischen Harmonik, hat eine klare Struktur und ermöglicht auch noch allen Instrumenten, mit ihren Stärken zu glänzen. Die „Melini“-Fünf haben den Schalk im Nacken und den Funken der Begeisterung, um Klughardts Farbenreichtum zum Klingen zu bringen.
Noch mehr Witz und rhythmisierendes Feuer hat der Franzose (Angehöriger der sog. „Groupe des Six“) Francis Poulenc zu bieten. In seinem Sextett für Klavier und Bläser(quintett) op. 100 (1932) fordert er den Musikern einiges ab. Doch komplizierte Taktwechsel, rhythmische Akzente, das Gegenüber von unterschiedlichen charakteristischen Themen, auch wechselnden Formationen und Virtuosität stellen für die fünf Bläser und den Pianisten kein Problem dar.
Mühelose Brillanz
Der Tastenpart war bei Eric Cerantola (Fribourg) in besten Händen: Der auch als Liedbegleiter schon bekanntere Pianist ist ein außergewöhnlicher Musiker, der ungemein piano-zärtlich wie auch sprudelnd-keck, hochvirtuos und zugleich im Anschlag aufs Feinste differenziert zu musizieren versteht. Die sechs Herren meisterten die hohen Ansprüche Poulencs mit müheloser Brillanz und haben dabei offensichtlich auch noch eine gehörige Portion Spaß am Spiel.
Als ein Meisterwerk Mozarts gilt auch seine f-Moll-Fantasie (KV 594), die im Original nicht für Bläserquintett, sondern „für ein Orgelwerk in einer Uhr“ komponiert worden ist. Das Quintette Melini musiziert diesen „Orgelwalzen-Opus“ so, dass dessen gedankenreich verknüpfende Satzkunst ganz offen und klar daliegt und zu klingen und zu handeln beginnt. Die Klanggebung wirkt derart fein disponiert, dass sie jede motivische Analogie wahrnimmt und sie in eine musikalische Summe einbringt, in der auch das bedacht wird, was zwischen den Noten steht: der freie Raum ihrer Beziehungen.
Im Finale begegnete man dem Sextett B-Dur op. 6 für Klavier und Bläserquintett des einst hochberühmten, heute fast vergessenen Ludwig Thuille, der Mitbegründer der „Münchener Schule“ war und Schüler des Klassizisten Joseph Rheinberger und Freund von Richard Strauss. Thuille selbst ist mit seinem Sextett ein großer Wurf gelungen. Er lässt das Ensemble in seinem eigenen Farbenreichtum schwelgen und spielt alle erdenklichen Besetzungsvarianten durch.
Trotz der einen oder anderen kompositorischen Länge in Thuilles Geniestreich gelingt es den „Fribourgern“, den Spannungsbogen nicht einbrechen zu lassen. Beeindruckend ist vor allem der Umgang mit dynamischen Effekten: In lyrischen Passagen stauen die Musiker den Klang bis zum letzten Moment, um ihn dann mit geballter Kraft hervorbrechen zu lassen. Verständlich, dass eine derart tiefgehende und kompromisslos sich dem „Münchener“ Thuille stellende Wiedergabe umjubelt wurde.
(Erschienen: 22.03.2010 19:55)
Wie hätte der Frühling eine prickelndere musikalische Begrüßung erfahren können, als mit dem „Quintette Melini“, das im vollbesetzten Ratssaal Frohklänge auszubreiten wusste. Überhaupt eine gute Idee: Ausgerechnet ein Bläserquintett kommt zum 44. Geburtstag der Gammertinger Schlosskonzerte, die sich in der Vergangenheit vornehmlich den Streicherensembles und der Klaviermusik widmeten.
(GAMMERTINGEN/rl) Aber wenn das „Quintette Melini“, eines der jüngeren international besetzten Bläserquintette, den Weg nach Gammertingen findet, dann wird das allemal zu einem besonderen Festtag. Die exzellenten fünf Bläser - der Flötist Christophe Rody (Fribourg, CH), der Klarinettist Giancarlo Gerosa (Direktor Fribourg), der Oboist Jean-Jacques Goumaz (Mannheim), der Fagottist Reinhard Philipp (Mannheim) und der Hornist Matteo Ravarelli (Bern/Fribourg) - präsentierten ihre Kunst gleich zu Beginn im D-Dur-Bläserquintett op. 79 von August Klughardt.
Da herrscht kultivierte Gestaltung und eine Präzision, eine Intonationssicherheit und ein kammermusikalisches Miteinander, das sich ins Ohr zu schmeicheln vermag. Auch wenn der in Dresden, Weimar und noch in Erlangen wirkende Dirigent und Komponist Klughardt heute fast vergessen ist, so hat sich doch sein Quintett bis heute im Konzertsaal halten können. In seiner Kammermusik orientierte er sich an klassischen und romantischen Vorbildern (z.B. an Schumann), die Ende des 19. Jahrhunderts hoch angesehen waren. Sein Quintett bietet eine gefällige Melodik, ist abwechslungsreich in seiner hochromantischen Harmonik, hat eine klare Struktur und ermöglicht auch noch allen Instrumenten, mit ihren Stärken zu glänzen. Die „Melini“-Fünf haben den Schalk im Nacken und den Funken der Begeisterung, um Klughardts Farbenreichtum zum Klingen zu bringen.
Noch mehr Witz und rhythmisierendes Feuer hat der Franzose (Angehöriger der sog. „Groupe des Six“) Francis Poulenc zu bieten. In seinem Sextett für Klavier und Bläser(quintett) op. 100 (1932) fordert er den Musikern einiges ab. Doch komplizierte Taktwechsel, rhythmische Akzente, das Gegenüber von unterschiedlichen charakteristischen Themen, auch wechselnden Formationen und Virtuosität stellen für die fünf Bläser und den Pianisten kein Problem dar.
Mühelose Brillanz
Der Tastenpart war bei Eric Cerantola (Fribourg) in besten Händen: Der auch als Liedbegleiter schon bekanntere Pianist ist ein außergewöhnlicher Musiker, der ungemein piano-zärtlich wie auch sprudelnd-keck, hochvirtuos und zugleich im Anschlag aufs Feinste differenziert zu musizieren versteht. Die sechs Herren meisterten die hohen Ansprüche Poulencs mit müheloser Brillanz und haben dabei offensichtlich auch noch eine gehörige Portion Spaß am Spiel.
Als ein Meisterwerk Mozarts gilt auch seine f-Moll-Fantasie (KV 594), die im Original nicht für Bläserquintett, sondern „für ein Orgelwerk in einer Uhr“ komponiert worden ist. Das Quintette Melini musiziert diesen „Orgelwalzen-Opus“ so, dass dessen gedankenreich verknüpfende Satzkunst ganz offen und klar daliegt und zu klingen und zu handeln beginnt. Die Klanggebung wirkt derart fein disponiert, dass sie jede motivische Analogie wahrnimmt und sie in eine musikalische Summe einbringt, in der auch das bedacht wird, was zwischen den Noten steht: der freie Raum ihrer Beziehungen.
Im Finale begegnete man dem Sextett B-Dur op. 6 für Klavier und Bläserquintett des einst hochberühmten, heute fast vergessenen Ludwig Thuille, der Mitbegründer der „Münchener Schule“ war und Schüler des Klassizisten Joseph Rheinberger und Freund von Richard Strauss. Thuille selbst ist mit seinem Sextett ein großer Wurf gelungen. Er lässt das Ensemble in seinem eigenen Farbenreichtum schwelgen und spielt alle erdenklichen Besetzungsvarianten durch.
Trotz der einen oder anderen kompositorischen Länge in Thuilles Geniestreich gelingt es den „Fribourgern“, den Spannungsbogen nicht einbrechen zu lassen. Beeindruckend ist vor allem der Umgang mit dynamischen Effekten: In lyrischen Passagen stauen die Musiker den Klang bis zum letzten Moment, um ihn dann mit geballter Kraft hervorbrechen zu lassen. Verständlich, dass eine derart tiefgehende und kompromisslos sich dem „Münchener“ Thuille stellende Wiedergabe umjubelt wurde.
(Erschienen: 22.03.2010 19:55)
Concert à Gengenbach, Allemagne
Wunderbare Musik in präzis einfühlsamer Ausführung bescherten die Musiker des Melini-Quintetts am Sonntagabend in der Stadthalle. Einziger Schönheitsfehler: der mit 70 Zuhörern bescheidene Besuch.
(Gengenbach, 9. März 2014) Die Auswahl der Werke und die technische Brillanz des Quintetts, das bei zwei Werken um den Pianisten Eric Cevantola zum Sextett ergänzt wurde, hätten ein volles Haus verdient gehabt. Als souveräne Profimusiker ließen die Herren von der spärlichen Kulisse aber in keiner Weise ihre Musizierfreude schmälern. Zum Ende verließen sie die Bühne und nahmen unten im Saal den gebührenden Beifall entgegen.
Die vorgestellten Werke stammten alle von Komponisten, die ihre Hauptschaffenskraft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten. Die Sextette Opus 191 von Josef Rheinberger und Opus 6 von Ludwig Thuille umrahmten programmatisch das Quintett Opus 79 für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott von August Klughardt. So erlebte der Zuhörer den reizvollen Kontrast zwischen Quintett und Sextett. Während besonders im Werk Rheinbergers die fundamentale Führungsrolle des Tasteninstruments prägte, blitzten im Quintett Klughardts die instrumentalen Charaktere besonders in den eingebauten solistischen Partien in unverwechselbarer Klangreinheit zutage. Im 1. Satz »Allegro non troppo« verschmelzen Fagott (intoniert von Reinhardt Philipp) und Oboe (Jean-Jacques Goumaz) zu orgelgleichen Klangpaketen. In tänzerischen Elementen akzentuieren und gruppieren sich das hallende Horn (Matteo Ravarelli) mit dem warm fließenden Holz von Fagott und Klarinette (Giancarlo Gerosa). Fanfarenklänge erklingen aus der Paarung von Flöte (Christophe Rody) und Oboe. Es entspinnt sich ein ausgewogenes Klanggewebe aus ablösenden und aufnehmenden, vereinenden und treibenden Instrumentalgruppierungen.
Tonales Nachspüren
Die Zuhörer erleben keine bombastische Klangfülle, sie spüren das feine tonale Nachspüren im unerhört präzisen Zusammenspiel. Trotz des betagten Flügels in der Stadthalle, dessen nachlassende Strahlkraft nicht zu überhören war, bezauberte Pianist Eric Cerantola mit lustvoller Musikalität. Besonders im 3. Satz »Gavotte« von Thuilles Opus 79 huschte Zeno Peters, Programm-Chef der städtischen »Konzerte in Gengenbach«, der Cerantola notenmäßig assistierte, selbst ein Lachen übers Gesicht, so hingebungsvoll zeigte sich die Körpersprache des Pianisten. Seine tanzenden Rhythmen im Hintergrund trieben das fünfköpfige Bläserensemble zum beschwingten Finale. Der abschließende 4. Satz bestach auch durch überraschende Wendungen und Einfälle. Hier war konzentrierte Aufmerksamkeit gefordert. Aus einer kontemplativ ruhigen Passage entlud sich ein explosiv fulminanter Ausbruch. Langer Beifall.
Erich Fakler, Mittelbadische Presse
(Gengenbach, 9. März 2014) Die Auswahl der Werke und die technische Brillanz des Quintetts, das bei zwei Werken um den Pianisten Eric Cevantola zum Sextett ergänzt wurde, hätten ein volles Haus verdient gehabt. Als souveräne Profimusiker ließen die Herren von der spärlichen Kulisse aber in keiner Weise ihre Musizierfreude schmälern. Zum Ende verließen sie die Bühne und nahmen unten im Saal den gebührenden Beifall entgegen.
Die vorgestellten Werke stammten alle von Komponisten, die ihre Hauptschaffenskraft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten. Die Sextette Opus 191 von Josef Rheinberger und Opus 6 von Ludwig Thuille umrahmten programmatisch das Quintett Opus 79 für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott von August Klughardt. So erlebte der Zuhörer den reizvollen Kontrast zwischen Quintett und Sextett. Während besonders im Werk Rheinbergers die fundamentale Führungsrolle des Tasteninstruments prägte, blitzten im Quintett Klughardts die instrumentalen Charaktere besonders in den eingebauten solistischen Partien in unverwechselbarer Klangreinheit zutage. Im 1. Satz »Allegro non troppo« verschmelzen Fagott (intoniert von Reinhardt Philipp) und Oboe (Jean-Jacques Goumaz) zu orgelgleichen Klangpaketen. In tänzerischen Elementen akzentuieren und gruppieren sich das hallende Horn (Matteo Ravarelli) mit dem warm fließenden Holz von Fagott und Klarinette (Giancarlo Gerosa). Fanfarenklänge erklingen aus der Paarung von Flöte (Christophe Rody) und Oboe. Es entspinnt sich ein ausgewogenes Klanggewebe aus ablösenden und aufnehmenden, vereinenden und treibenden Instrumentalgruppierungen.
Tonales Nachspüren
Die Zuhörer erleben keine bombastische Klangfülle, sie spüren das feine tonale Nachspüren im unerhört präzisen Zusammenspiel. Trotz des betagten Flügels in der Stadthalle, dessen nachlassende Strahlkraft nicht zu überhören war, bezauberte Pianist Eric Cerantola mit lustvoller Musikalität. Besonders im 3. Satz »Gavotte« von Thuilles Opus 79 huschte Zeno Peters, Programm-Chef der städtischen »Konzerte in Gengenbach«, der Cerantola notenmäßig assistierte, selbst ein Lachen übers Gesicht, so hingebungsvoll zeigte sich die Körpersprache des Pianisten. Seine tanzenden Rhythmen im Hintergrund trieben das fünfköpfige Bläserensemble zum beschwingten Finale. Der abschließende 4. Satz bestach auch durch überraschende Wendungen und Einfälle. Hier war konzentrierte Aufmerksamkeit gefordert. Aus einer kontemplativ ruhigen Passage entlud sich ein explosiv fulminanter Ausbruch. Langer Beifall.
Erich Fakler, Mittelbadische Presse
2ème CONCERT À GAMMERTINGEN, ALLEMAGNE.
17.11.2014
Von Roland Link
Gammertinger erleben Gipfeltreffen musikalischer Kunst
Mit dem „Quintette Melini“ haben die Gammertinger Schlosskonzertbesucher einen Kammermusikabend voll von gemeinsam atmendem Volumen und einer Klangschönheit dieses Musizierens erlebt. Das Quintett breitete im vollbesetzten Ratssaal ton- und bläser-schwelgerische Frohklänge en masse aus. Wenn das „Quintette Melini“, eines der jüngeren international besetzten Bläserquintette, den Weg nach Gammertingen findet, wird das allemal zu einem besonderen Festtag.
Karl Heinz Treiber konnte als Gammertingens Nestor der Schlosskonzert-Reihe ein total voll besetzt-ausverkauftes Haus begrüßen und dabei auf musikalisch-menschliche Verbindungen hinweisen, die sich im Zusammenhang mit dem Fall der innerdeutschen Mauer vor 25 Jahren ergeben haben: „Das Bläserquintett der Staatskapelle Dresden hatte einen ,befreiten’ Auftritt am 25. November 1989 in eben diesem Saal.“
Die aktuell-exzellenten fünf Bläser - der Flötist Christophe Rody (Fribourg, CH), der Klarinettist Giancarlo Gerosa (Direktor Fribourg), der Oboist Jean-Jacques Goumaz (Mannheim), der Fagottist Reinhard Philipp (Mannheim) und der Hornist Matteo Ravarelli (Bern/Fribourg) - präsentierten ihre Kunst gleich zu Beginn in Joseph Haydns „Divertimento Nr.1 B-Dur“. Haydn, wenn schon nicht Begründer, so doch weithin prägender Ziehvater dieser kompositorischen Gattung, exemplifiziert auch für die Bläser seine immer wieder erstaunliche Einfallsfülle. Fern aller Schablonierung weiß der Wiener Klassiker eine bunte Varietät von Haltungen und Ausdruckslagen - und obendrein noch mit charakteristischem Eigenleben der verschiedenen Instrumente vorzustellen: Da gibt es Anmutiges, Spielerisches, Gravitätisches, Dramatisches, Kan-tables, Vergnügliches und vieles mehr in kurzweiligem Wechsel und in profilgenauer Ausprägung, sodass das Hören wirklich Freude bereitet. Man findet sich quasi mit Haydn auf einer höchst animierenden Entdeckungsfahrt. Einer der Komponisten, der sich als Klarinettist insbesondere im bläserisch-instrumentalen Bereich auch kompositorisch auseinandersetzte, war der bei uns nicht so sehr bekannte Kompositionslehrer böhmischer Abstammung Johann Sobeck (1831-1914). Sein Bläserquintett (g-moll op. 14) bietet eine gefällige Melodik, ist abwechslungsreich in seiner hochromantischen Harmonik, hat eine klare Struktur und ermöglicht auch noch allen Instrumenten, mit ihren Stärken (besonders in der klarinettös geprägten „Tarantella“) zu glänzen. Es herrscht kultivierte Gestaltung und eine Präzision, eine traumhafte Intonationssicherheit und ein kammermusikalisches Miteinander, das sich ins Ohr zu schmeicheln vermag.
Rhythmisierendes Feuer
Noch mehr Witz und rhythmisierendes Feuer hat der Franzose (Angehöriger der sogenannten „Groupe des Six“) Darius Milhaud (1892-1974) zu bieten. In seiner Suite für Bläserquintett op. 205 „La cheminée du Roi René“ fordert er den Musikern einiges ab. Doch komplizierte Taktwechsel, rhythmische Akzente, das Gegenüber von unterschiedlichen charakteristischen Themen in bestimmten und auch wechselnden Formationen und ausgeklügelte Virtuosität stellen für die fünf Bläser keine Probleme dar.
Die „Suite „le Tombeau de Couperin“ des Basken Maurice Ravel (1875-1937) ist eine Art Partita nach klassischem Vorbild. Aus diesem zunächst für das Klavier geschriebenen Tongemälde wählte Ravel vier Sätze aus, um sie in prachtvoller Weise zu orchestrieren und diese 1919 vollendete Orchesterfassung diente als Vorlage für die gleichfalls ins Ohr springende Fassung für Bläserquintett. Verständlich, dass eine derart tiefgehende, klangbestürzende und kompromisslos sich den aufgeführten Werken stellende Wiedergabe umjubelt wurde. Das Ensemble bedankte sich für den fordernd-anhaltenden Beifall mit zwei Satzwiederholungen aus dem Auftakt-Haydn: Choral St. Antoni und dem Schluss-Rondo.
Von Roland Link
Gammertinger erleben Gipfeltreffen musikalischer Kunst
Mit dem „Quintette Melini“ haben die Gammertinger Schlosskonzertbesucher einen Kammermusikabend voll von gemeinsam atmendem Volumen und einer Klangschönheit dieses Musizierens erlebt. Das Quintett breitete im vollbesetzten Ratssaal ton- und bläser-schwelgerische Frohklänge en masse aus. Wenn das „Quintette Melini“, eines der jüngeren international besetzten Bläserquintette, den Weg nach Gammertingen findet, wird das allemal zu einem besonderen Festtag.
Karl Heinz Treiber konnte als Gammertingens Nestor der Schlosskonzert-Reihe ein total voll besetzt-ausverkauftes Haus begrüßen und dabei auf musikalisch-menschliche Verbindungen hinweisen, die sich im Zusammenhang mit dem Fall der innerdeutschen Mauer vor 25 Jahren ergeben haben: „Das Bläserquintett der Staatskapelle Dresden hatte einen ,befreiten’ Auftritt am 25. November 1989 in eben diesem Saal.“
Die aktuell-exzellenten fünf Bläser - der Flötist Christophe Rody (Fribourg, CH), der Klarinettist Giancarlo Gerosa (Direktor Fribourg), der Oboist Jean-Jacques Goumaz (Mannheim), der Fagottist Reinhard Philipp (Mannheim) und der Hornist Matteo Ravarelli (Bern/Fribourg) - präsentierten ihre Kunst gleich zu Beginn in Joseph Haydns „Divertimento Nr.1 B-Dur“. Haydn, wenn schon nicht Begründer, so doch weithin prägender Ziehvater dieser kompositorischen Gattung, exemplifiziert auch für die Bläser seine immer wieder erstaunliche Einfallsfülle. Fern aller Schablonierung weiß der Wiener Klassiker eine bunte Varietät von Haltungen und Ausdruckslagen - und obendrein noch mit charakteristischem Eigenleben der verschiedenen Instrumente vorzustellen: Da gibt es Anmutiges, Spielerisches, Gravitätisches, Dramatisches, Kan-tables, Vergnügliches und vieles mehr in kurzweiligem Wechsel und in profilgenauer Ausprägung, sodass das Hören wirklich Freude bereitet. Man findet sich quasi mit Haydn auf einer höchst animierenden Entdeckungsfahrt. Einer der Komponisten, der sich als Klarinettist insbesondere im bläserisch-instrumentalen Bereich auch kompositorisch auseinandersetzte, war der bei uns nicht so sehr bekannte Kompositionslehrer böhmischer Abstammung Johann Sobeck (1831-1914). Sein Bläserquintett (g-moll op. 14) bietet eine gefällige Melodik, ist abwechslungsreich in seiner hochromantischen Harmonik, hat eine klare Struktur und ermöglicht auch noch allen Instrumenten, mit ihren Stärken (besonders in der klarinettös geprägten „Tarantella“) zu glänzen. Es herrscht kultivierte Gestaltung und eine Präzision, eine traumhafte Intonationssicherheit und ein kammermusikalisches Miteinander, das sich ins Ohr zu schmeicheln vermag.
Rhythmisierendes Feuer
Noch mehr Witz und rhythmisierendes Feuer hat der Franzose (Angehöriger der sogenannten „Groupe des Six“) Darius Milhaud (1892-1974) zu bieten. In seiner Suite für Bläserquintett op. 205 „La cheminée du Roi René“ fordert er den Musikern einiges ab. Doch komplizierte Taktwechsel, rhythmische Akzente, das Gegenüber von unterschiedlichen charakteristischen Themen in bestimmten und auch wechselnden Formationen und ausgeklügelte Virtuosität stellen für die fünf Bläser keine Probleme dar.
Die „Suite „le Tombeau de Couperin“ des Basken Maurice Ravel (1875-1937) ist eine Art Partita nach klassischem Vorbild. Aus diesem zunächst für das Klavier geschriebenen Tongemälde wählte Ravel vier Sätze aus, um sie in prachtvoller Weise zu orchestrieren und diese 1919 vollendete Orchesterfassung diente als Vorlage für die gleichfalls ins Ohr springende Fassung für Bläserquintett. Verständlich, dass eine derart tiefgehende, klangbestürzende und kompromisslos sich den aufgeführten Werken stellende Wiedergabe umjubelt wurde. Das Ensemble bedankte sich für den fordernd-anhaltenden Beifall mit zwei Satzwiederholungen aus dem Auftakt-Haydn: Choral St. Antoni und dem Schluss-Rondo.